23.04.2024
Gemeinsam ist es leichter – trotzDem
Die aktuellen Herausforderungen bei der Betreuung von Demenzkranken und deren Familien
Vizepräsidentin ASAA Edith Moroder, Landesrätin Rosmarie Pamer, Landesrat Hubert Messner, Landesrätin Ulli Mair, ASAA Präsident Ulrich Seitz, Expertin am Institut für Allgemeinmedizin der Claudiana, Barbara Plagg, die Ärztinnen Lina Marino und Ingrid Ruffini, Koordinatorin von “Sentemente”, Anna Gaburri Die Landesräte Pamer, Messner und Mair tragen ein besonderes Tuch mit Knoten und Knopf, das als Symbol der Anliegen der Demenzkranken und deren Familien im Land fungiert.
Vor Kurzem hat die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins Alzheimer Südtirol stattgefunden. Dabei kamen in Anwesenheit der 3 Mitglieder der Landesregierung, Rosmarie Pamer, Ulli Mair und Hubert Messner die aktuellen Herausforderungen bei der Betreuung von Demenzkranken und deren Familien zur Sprache. Sage und schreibe 950 Anrufe von Familienangehörigen in Not wurden im vergangenen Jahr vom Verein über die Grüne Nummer 800660561 entgegengenommen und bearbeitet. Hinaus zu den Leuten, dieses Bestreben hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. So waren die 12 Infoabende zu vermögensrechtlichen Aspekten und Demenz sehr gut besucht und ebenso die Tagung rund um den Welt-Alzheimertag zu „Lebensqualität zu Hause“.
Seit nunmehr vier Jahren pflegt der Verein ASAA – Alzheimer Südtirol Alto Adige den Kontakt zu den Deutschsprachigen Alzheimer- und Demenz-Organisationen DADO in Europa.
Seit 2023 ist ASAA sogar auch im Rahmen eines Erasmus+-Programmes, das dazu dienen soll, gemeinsame Lösungsvorschläge für ähnliche Themen und Probleme in den Mitgliedsländern zu erarbeiten, aktiv.
2023 trafen sich die Vertreter/innen der Partner-Organisationen im Juni in Berlin und im November in Luxemburg. Dabei wurden die gemeinsamen Problemkreise „Demenz mit Beginn im jüngeren Alter“ und „Diversität“ angegangen und diskutiert. Dazu entstehen derzeit Handreichungen, die Fachleuten, aber auch allen anderen Betroffenen Anregungen bieten sollen. Ein Ziel des Projektes ist nämlich auch die Erstellung von Infomaterial mit praktischen Hilfestellungen, die auf der Basis der einzelnen Erfahrungswerte in den Ländern die Themen umreißen und nachahmenswerte praktische Beispiele dazu aufzeigen. Vor kurzem fand nun das erste Treffen dieses Jahres im Fürstentum Liechtenstein statt. Gemeinsames Thema bildete diesmal das „Pflegegeld“, das in allen Mitgliedsländern als unverzichtbare Hilfestellung für Kranke und deren Angehörige angesehen, aber unterschiedlich gehandhabt wird. Hier gilt es laut Ulrich Seitz, nachzubessern, nicht nur finanziell, sondern in der Bewertung durch die Pflegeteams.
Immer mehr Patienten und Patientinnen werden zu Hause betreut. Bei Demenz-Betroffenen werden in Südtirol rund 70% aller Angesprochenen (rund 10.900 Menschen im Lande, mit ca.1.200 neuen Diagnosen jährlich) im familiären Umfeld oder über Hilfskräfte betreut. Deshalb müssen auch Familien und Pflegekräfte entsprechend auf ihren Einsatz vorbereitet werden, damit die häusliche Pflege für beide Seiten machbar und weniger belastend erscheint.
Eine Herzensangelegenheit der ASSA ist es, so deren Präsident Ulrich Seitz, ungeübte Caregiver (Pflegende) im Umgang mit Demenzkranken zu schulen und den „ausländischen Hilfskräften“ ebenso neben pflegerischen Themen einheimische Traditionen (Speisen, Spiele, Sprache) näher zu bringen, damit sie besser auf die Bedürfnisse ihrer Betreuten eingehen können.
Aus der Zeitung „Dolomiten“ vom 22.04..2024
Ulrich Seitz unterstreicht folgenden Bedarf, der an die Landesegierung gerichtet ist: das brauchen wir und die Gesellschaft bald, vor allem auch in Südtirol!!!
- Dringende Neu-Ausrichtung der Pflegeeinstufung für Demenzkranke
- Überdenken der Sinnhaftigkeit von Kommissionen zur Einstufung der Invalidität und zur Pflegeeinstufung (gerade dann, wenn die Krankheitsbilder klar sind und eindeutige ärztliche Dokumentation vorliegt)
- Mehr Kundenfreundlichkeit in den Gesundheits- und Sozialdiensten für Menschen mit neurologischen Störungsbildern
- Finanzielle Hilfestellungen und Ausgleichzahlungen bei Überschreitung von Wartezeiten bei der Einstufung (sollte spätestens nach 90 Tagen Wartezeit greifen, in Deutschland ist eine Regelung schon nach 60 Tagen in Kraft)
- Besserer Zugang zu sozio-sanitären Leistungen und effiziente Entlastungsangebote (bessere Abstimmung Facharzt – Hausarzt)
- Echte Vereinbarkeit von Beruf und Pflege (Betriebe sollten mit Seniorenheimen und Tagesstrukturen zusammenarbeiten)
- Anerkennung der Leistungen in der Pflege daheim für Rentenzwecke (Frauen müssen endlich nicht nur mit einem Hungerlohn abgesichert werden)
- Schwerpunkt: Task-Force für Junge Demenzkranke (beispielsweise in Zusammenarbeit mit Experten der Neuroreha)
- Interventionen gegen Betrügereien und Delikten an Senioren
- Effiziente Wohnmodelle für Chronisch Kranke
- Anerkennung Berufsbild für die Pflege daheim
- Generationenpakt und attraktives Zeitbank-Modell
- Investitionen in die Forschung und praktische Studien
- Eine Beobachtungsstelle mit verlässlichen Daten
- Pflegende Angehörige absichern und stärken
- Die pflegenden Angehörigen sollen eine professionelle Anlaufstelle für Demenzfragen aufsuchen können. Dadurch sollen diese neben Informationen zum Umgang mit dem Thema Demenz auch Informationen über mögliche Entlastungsangebote erhalten.
- Schaffung einer Koordinationsstelle mit Einbindung des Vereins Alzheimer für Angehörige mit einem Notfallplan, gerade dann wenn es keine Möglichkeiten der Entlastung und der Kurzzeitpflege gibt)
- Sicherstellung von Entlastungsangeboten, und nicht nur im sozio-sanitären Kontext
- Förderung der Anerkennung der Leistung der pflegenden Angehörigen als gesellschaftlich und ökonomisch wertvoller Beitrag für die Gemeinschaft
- Maßnahmen für Alleinstehende und Einsame
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