03.03.2025
Deutschsprachige Alzheimer-Vereinigung DADO in Bozen
Der Verein Alzheimer Südtirol Alto Adige ASAA war letzthin Gastgeber für die Vertreter/innen der Deutschsprachigen Alzheimer- und Demenz-Organisationen Europas (DADO), mit denen er regelmäßig Austausch pflegt und Publikationen zu spezifischen Themen vorbereitet.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Besuch im Museion eingeplant, weil es dort seit längerem sogar Führungen für Menschen mit Demenz gibt. Die Kunstpädagogin Brita Köhler, die an der laufenden Ausstellung „Among the Invisible Joins“ als Kuratorin mitarbeitete, konnte der DADO-Abordnung auf diese Weise einzelne Schwerpunkte aus der Sammlung von Enea Righi näher bringen und aus Erfahrung vermitteln, auf welche Werke Menschen mit Demenz positiv reagieren und was man ihnen besser nicht zumuten sollte.
Das begann bereits beim Eingang, über dem die silbernen Sprechblasen von Philippe Parreno schweben wie ein glänzender Himmel; ein einzelnes Element näher betrachtet löst bereits Erinnerungen aus. Die Durchbruch-Installation von Thomas Hirschhorn dahinter wäre kaum empfehlenswert, weil sie beängstigend wirken könnte, aber die Varianten der Porträtserie von Roni Horn regen die Beobachtungsgabe an. Da auch der Sammler selbst, wie er zugibt, eine emotionale Beziehung zu den Werken hat, ist das gerade der Zugang, auf den auch Menschen mit Demenz am besten reagieren. Da sind heikle Herkunfts- und Kriegserinnerungen wie im zweiten Stockwerk ebenso wie Reizüberflutungen von rasch ablaufenden Videos und laute Tonspuren besser zu vermeiden.
Dagegen ruft Anna Boghiguians Baumwollfeld meist angenehme Vorstellungen hervor. In der dritten Etage gehen viele Werke auf Beziehungen und Erlebnisse ein; Türen und Fenster symbolisieren Übergänge und Zwischenbereiche. Da wecken Installationen aus Alltagsgegenständen wie Zoe Leonards Kofferstapel oder die Rot-Nuancen der Anordnung, mit der Tom Burr die Begegnung von Susan Sontag und Annie Leibovitz nachstellte, gleich Interesse. Besondere Hinweise auf die Lebensalter und die verfließende Zeit in der Fotoserie von Hans-Peter Feldmann und die intime Beziehung zwischen Kaiser Hadrian (Francesco Vezzoli) und seinem Geliebten Antinous teilen sich gleich mit. Eindrucksvoll im Zwischenreich angesiedelt wirkt auch Robert Mapplethorpes Porträt „Javier“, ein Gesicht, das teilweise aus Wassertiefen auftaucht.
Im vierten Stock überrascht alle Besucher Massimo Bartolinis riesige blinkende Ansammlung von Glühbirnen, die aus echten Straßendekorationen kombiniert wurde. Dagegen kommt die hauchzarte Netzkonstruktion zweier Spinnen von Tomás Saraceno nicht an, besticht aber durch ihre Symbolik. –Die Fachleute der DADO-Gruppe waren begeistert. Eine Teilnehmerin resümierte: „Auch als jemand, der wenig mit Kunst zu tun hat, kann ich sagen, dass ich jetzt sogar Lust darauf bekommen habe“. Ein schönes Kompliment für die Kunstvermittlerin! (ehm)
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