21.11.2024
Hoffnung im Kampf gegen Alzheimer: die Debatte
Europäische Arzneimittelagentur EMA empfiehlt Zulassung des Wirkstoffs Lecanemab.
Ulrich Seitz, der Präsident von Alzheimer Südtirol ASAA nimmt zur aktuellen Situation im Hinblick auf die vor wenigen Tagen von Seiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA im Hinblick auf die Empfehlung für die Zulassung des Wirkstoffs Lecanemab, Stellung.
Bei uns auf der Grünen Nummer sind nämlich sehr viele Anrufe in den letzten Tagen, seit Bekanntwerden der neuen Möglichkeiten, eingegangen. Wir von Alzheimer Südtirol, so Seitz, sind natürlich immer froh, wenn es Lichtblicke gibt, die dazu beitragen, den Krankheitsverlauf der Betroffenen so zu beeinflussen, dass den Erkrankten geholfen werden kann. In der spezifischen Sachlage sei an Folgendes, laut Seitz erinnert: der Wirkstoff Lecanemab, ein Antikörper gegen Amyloid, wurde von den international tätigen Pharma-Unternehmen Eisai und Biogen entwickelt und hat bereits seit dem Jahre 2023 eine Zulassung in den USA. In Europa war der Weg bis heute noch ein steiniger.
Tatsache ist, dass der Antrag um Zulassung im Juli 2024 noch deutlich abgelehnt worden war.
Im Konkreten reden wir von angeblich dem ersten Wirkstoff, mittels welchem nicht nur Symptome der Alzheimer-Krankheit behandelt werden können, sondern der Krankheitsprozess im Gehirn eine Verlangsamung erfährt. Von einem der Alzheimer-Krankheit heilt, sind wir jedoch noch weit entfernt.
Außerdem ist das Medikament, das alle zwei Wochen intravenös verabreicht wird, nur bei Menschen in einem sehr frühen Krankheitsstadium wirksam und kann aufgrund ernster Nebenwirkungen lediglich bei einem Teil der Betroffenen eingesetzt werden. Nach ersten Erhebungen könnten das in Südtirol für einige Dutzende von Menschen, ein Hoffnungsschimmer bedeuten. Die Gruppe der Interessierten schaut so aus: neben dem Ausschluss diverser Vorerkrankungen müssen Betroffene in einem Gentest daraufhin untersucht werden, ob und in welcher Form sie das sogenannte ApoE4-Gen in sich tragen. Nur Personen mit keiner oder nur einer Kopie des ApoE4-Gens sollen die Therapie mit erhalten dürfen, weil bei ihnen das Risiko für Nebenwirkungen deutlich geringer ist als bei Trägern von zwei Kopien des ApoE4-Gens.
Seitz appelliert, dass die Arzneimittelforschung unbedingt fortgesetzt werden muss, aber nichtsdestotrotz brauchen wir ebenso Hilfe für spätere, komplexe Krankheitsstadien und vor allem bei der Betreuung der zunehmend jüngeren Patienten. Da schaut die Lage nämlich derzeit alles andere als rosig aus. Die Unterstützung der Erkrankten und ihrer Angehörigen bleibt weiterhin unverzichtbar und die Herausforderung schlechthin. Südtirol muss hier aufrüsten und Ehrenamtliche wie die ASAA kann hier Akzente setzen. Denn wir sprechen ja nach wie vor nicht von Heilung oder einem Stopp der Krankheit, sondern bestenfalls von einer Verzögerung des Krankheitsverlaufs. Was uns als Patientenvertretung und Sprachrohr der Pflegenden im Lande fehlt, ist immer öfters, dass die verschiedenen Leistungserbringer – insbesondere Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonen deutlich mehr Hand in Hand agieren sollten, um viel mehr niederschwelliger und leichter erreichbar zu sein.
Südtirol ist mit rund 1200 neuen, diagnostizierten Fällen von Demenz jährlich konfrontiert! Ein im Alpenraum doch relativ hoher Wert, wie auch im Vergleich mit ganz Mitteleuropa!
Ulrich Seitz
Präsident
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